Ein Grundgesetz der Natur ist es, dass alles Werden zyklischen Prozessen unterworfen ist. Zyklische Prozesse werden von uns oft als Kreisläufe wahrgenommen. Eine Täuschung. Denn alles Wiederholen verläuft – wenn auch noch so geringfügig – prinzipiell als Spiralbewegung. So mag sich die Erde im Jahreslauf scheinbar immer wieder zum Ausgangspunkt zurück bewegen.
Der Mond – DAS Symbol für zyklische Prozesse im Universum. (*)
Doch da derweil das ganze Sonnensystem selbst einer zyklischen Bewegung unterworfen war, erreicht unser Planet in Wirklichkeit ein für ihn völlig unbekanntes „Neuland“ im Raum. In den Weisheitslehren heißt es, dass das Erkennen der „Zyklizität“ allen Seins dem Sucher manches Leid erspart. Was heißt das nun konkret für den Alltag?
Der Inkarnationszwang wird durchbrochen,
der Mensch ist ERLÖST
Das Konzept zyklischer Bewegungen ist vor allem in der überlieferten Hindu-Tradition ein wesentlicher Aspekt. Während die Periodizität von Mond und Sonne auch dem westlichen Kulturkreis vertraut ist, kategorisieren die Weisheitslehren der Hindus darüber hinaus die Zeit in Kalpas (Weltperioden), Yugas (Zeitalter) und Brahma-Tagen, wobei ein Brahma-Tag zahllose Yugas umfasst und Millionen irdischer Jahre dauert.
Auf der physischen Ebene fällt es selbst groben Materialisten nicht schwer, das periodische Kommen und Gehen des Seins zu erkennen und zu verstehen. Schwieriger werden Erkennen und Verstehen dagegen, wenn es um das „innere“ Leben des Menschen geht. Also um seine Gedankengänge, Emotionen und Stimmungslagen. Der Grund dafür ist, dass die Periodendauer – etwa des Wiederkehrens bestimmter Stimmungslagen – variiert und Zeiträume beansprucht, die jenseits des alltäglichen Wahrnehmungshorizonts liegen.
Das an materielle Formen ausgerichtete Denken ist „abzuschneiden“. Abb.: S. Trismosin, Splendor solis, 16. Jh. (Detail), Privatbesitz
In der Hindu-Tradition heißt es, dass der Mensch an das Rad der Wiedergeburt gekettet sei. Dieses Angekettetsein ist aber ausschließlich selbstgemacht und das Resultat eines auf materielle Existenz fixierten Denkens. Unter spiritueller Entwicklung wird verstanden, dass man sich in einem langwierigen Prozess von Inkarnation zu Inkarnation langsam von der mentalen und emotionalen Fixierung auf das materielle Sein löst. Gelingt es, das Denkvermögen (Mind) selbstbewusst vollkommen zu beherrschen und von der materiellen Fixierung abzuziehen, hört das Projizieren materieller Formen auf, der Inkarnationszwang wird durchbrochen, der Mensch ist ERLÖST. Inkarnation im Stoff erfolgt jetzt nur noch bewusst und zweckgebunden – etwa als dienender Bodhisattva.
Denken durch rechte Haltung
und Konzentration „abschneiden“
Das Problem: Da unser Denken vor allem von unseren Lebensumständen geprägt wird, bleiben wir an das „Rad“ gekettet. Wir sind wörtlich „von dieser Welt“ und bleiben darin gefangen. Der Sucher, der diese Bindung lösen will, muss sich also seinem DENKEN zuwenden, denn das allein erschafft die bindenden Ketten. Was soll man aber nun konkret tun? Hindus, Taoisten, Buddhisten und die Mystiker von Islam und Christentum kennen da nur einen Rat: Das an materielle Formen ausgerichtete alltägliche Denken ist durch rechte Haltung und Konzentration „abzuschneiden“.
Das monatliche Magazin aus Mumbai, THE THEOSOPHICAL MOVEMENT , beschäftigt sich in seiner Ausgabe Juni 2010 mit der Bedeutung der Kenntnis zyklischer Prozesse für den Sucher auf dem Pfad.
We should make a good use of whatever comes to us. People do not use their experience in the right way and therefore they do not learn. We shall improve our environment not by doing something to it, but by forming and holding the RIGHT ATTITUDE in our own minds about events taking place around us. Present attitude produces future environment. If we have the right attitude we shall very soon find out the right way to improve our circumstances.
The practical lesson is this: do not give all your attention to outer circumstances, but watch your thoughts and your moods and always remember that in the mind is the formation of the Attitude.
Die weisen Autoren geben damit einen effektiven Schlüssel, wie man in einer chaotischen sinnenüberreizten Zeit wie der unseren zwar sehr wohl IN DER WELT aber NICHT VON DER WELT leben und zugleich seiner Erlösung zuarbeiten kann.
Watching The Wheels
By John Lennon
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(*) Text/Bild: Kô-Sen
Zuletzt aktualisiert: 04.09.2010 von Heinz Knotek