Marcus Vitruvius Pollio (ca. 1. Jh. v. u. Z.) wird in einer Fußnote der GEHEIMLEHRE als Eingeweihter – und damit als Bodhisattva – beschrieben, dessen Werke esoterisch zu studieren seien. Die von ihm stammenden und Kaiser Augustus (63 v. u. Z – 14 u. Z.) gewidmeten „Zehn Bücher über Architektur“ – sein einziges überliefertes Werk – gelten als die erste systematische Abhandlung über Architektur im westlichen Kulturkreis.
Moderne Architektur: Himmelstürmend, aber erdgewandt. Bild: Ko-Sen
Ob im antiken Tempelbau, bei den Steinkreisen der Druiden, den keltischen Steinreihen oder den Höhlentempeln der Katarer – immer waren Architektur und Bauweise ganzheitlich und zentimetergenau auf die göttlichen Proportionen ausgerichtet.
Ganzheitliches Bauen
Was bedeutete in der Antike GANZHEITLICHES Bauen? Die Titel der zehn Bücher von Vitruvius geben dazu Auskunft:
- Ausbildung des Architekten und architektonische Grundbegriffe
- Baumaterialien
- Tempelbau I
- Tempelbau II
- öffentliche Gebäude
- Privathäuser I
- Privathäuser II
- Wasserleitungen
- Zeitmessung, Uhren und Gnomonik (Lehre von der Sonnenuhr); Astronomie
- Maschinen
Verwaltungsgebäude von Konzernen sind heute Tempel aus Stein, Glas und Metall, die Erfolg, Reichtum und Macht vermitteln sollen. Bei technischen Bauten sind Effektivität und Effizienz die treibende Kraft der Architektur. Wohnhäuser hingegen sollen die Egos ihrer Bewohner angemessen und vorteilhaft von anderen Egos hervorheben. Dafür ist alles erlaubt: Häuser dürfen bunt und schräg sein (etwa wie im Düsseldorfer Hafenviertel) oder postmodern funktional und gläsern.
Bei genauem Hinsehen finden sich in fast jedem mittelalterlichen Sakralbau Hinweise zu den göttlichen Proportionen; hier von der SECHS (Venus, göttlich schützende Liebe, Sechsstern) geprägt. Bild: Ko-Sen
Im privaten Hausbau kommt ganzheitliches Bauen inzwischen wieder zu alten Ehren. Wer es sich leisten kann verwendet Naturbaustoffe und selbst die Geomantie ist salonfähig geworden.
Göttliche Proportionen
Das Wissen um die göttlichen Proportionen hat dagegen bisher kaum an Anziehungskraft gewinnen können. Das liegt wohl daran, dass das EINE GÖTTLICHE im direkten Widerspruch zu VIELEN EGOS steht; wer sich dem Göttlichen einen Schritt zuwendet, muss bekanntlich im selben Maß von seinem Ego ablassen. Der goldene Schnitt (Zahlenverhältnis von 1,62), die platonischen Körper (reguläre Polyeder) und die Tetraktys (Dezimalsystem) – Sinnbilder für göttliche Proportionen – sind unverändert eher exotische Spezialitäten der Mathematik.
Von der DREI (Dreifaltigkeit) geprägtes Detail im Ausgang einer nordhessischen Kirchenruine. Bild: Ko-Sen
Nicht so zu Vitruvs Zeiten. Die göttlichen Regeln, wie sie in der Architektur Verwendung fanden, waren auch die Regeln der Anatomie des Menschen und der Schöpfung selbst.
Esoterische Sinnbilder – praktisch angewandt
Die berühmte Zeichnung des vitruvianischen Menschen in Form eines PENTAGRAMMS von Leonardo da Vinci (1492) wird von der modernen Kunstgeschichte lediglich materialistisch als Symbol für die Ästhetik der Renaissance interpretiert. Doch die ZEHN BÜCHER ÜBER ARCHITEKTUR – und damit auch die Studie zum vitruvianischen Menschen – sind Sinnbilder für den Menschen als …
… sore-footed pilgrim on their way back to their home …
(H.P. Blavatsky, Secret Doctrin I, Fußnote zu Vitruv)
Folgt man dem Hinweis der GEHEIMLEHRE und nimmt Vitruvs Schriften allegorisch, interpretiert etwa BAUWEISE als LEBENSHALTUNG, wird aus dem Architektur-Klassiker plötzlich ein faszinierend praktisches Handbuch zum Leben auf dem Pfad. Steht nicht in allen heiligen Schriften, dass der Mensch ein Tempel Gottes werden muss? Durch entsprechende Lebenshaltung?
Zuletzt aktualisiert: 02.06.2009 von Heinz Knotek