DIE REISE IN DEN WESTEN ist eine Einweihungsgeschichte aus dem China des 16. Jahrhunderts. Der Zen-Mönch Sanzang wird vom Tang-Kaiser in den Westen, nach Indien, geschickt, um die authentischen buddhistischen Schriften nach Hause zu holen.
Symbolische Reisebegleiter auf dem PFAD, der REISE IN DEN WESTEN
(Bild: Trinosophie-Blog)
Auf der Reise dahin stoßen vier Diener zu ihm. Alle von himmlischen Gerichten wegen diverser Vergehen zu einem Erdenleben als Monster verurteilte Geister, die ihre einstigen magischen Fähigkeiten behalten haben:
Affenkönig Sūn Wùkōng (孫悟空), verurteilt, wegen diverser Rebellionen im Himmel gegen die dortigen Machthaber. Er repräsentiert das aufsässige, ewig zwischen HÖHER und NIEDRIG hin- und herspringende, duale Denk-Prinzip (Mind/Manas). Bei den Fünf Elementen steht er für METALL, außerdem für die Zahl Neun und Westen als Himmelsrichtung.
Schweinchen-Monster Zhū Bâjiè (豬八戒), verurteilt, weil er einst mit der himmlischen Mond-Prinzessin angebandelt hat. Trefflicher, als durch ein ewig gefräßiges, immer geiles und stets faules Schweinchen, lässt sich das Begierden-Prinzip (Kama) kaum symbolisieren. Nach den Fünf Elementen zählt er zu HOLZ. Zugeordnet werden die Zahl Drei und der Osten als Himmelsrichtung.
Flussmonster Shâ Wùjìng (沙悟淨), verbannt, weil er unachtsam mit dem Kristall-Krug der Himmlischen Königinnen Mutter umgegangen ist, und dabei den wertvollen Inhalt verschüttet hat. Hier ist ERDE die Entsprechung bei den Fünf Elementen und Fünf die zugehörige Zahl. In der chinesischen Philosophie bildet das Erdelement das Zentrum der Fünf Elemente und der Himmelsrichtungen.
Der kleine weiße Drachen, zum Tode verurteilt, weil er die große Perle seines Vaters in Brand gesetzt hat, dann begnadigt und lediglich verurteilt, als Pferd verwandelt Sanzang zu dienen. Wie es sich für einen verwandelten Drachen gehört, steht er für das Element FEUER. Die zugehörige Zahl ist die Zwei. Süden die entsprechende Himmelsrichtung.
Der Zen-Mönch Sanzang steht für das WASSER-Element, die Zahl Eins und den Norden.
Anders als bei den als heilig angesehehen Büchern des westlichen Kulturkreises, geht es bei der REISE IN DEN WESTEN oft turbulent und deftig zu. Dass daraus kein Widerspruch wird, liegt an dem mehrschichtigen Aufbau der Geschichte. Ein Beispiel.
In einer Episode wird ein ganzes Volk von falschen taoistischen Messiassen durch faulen Kult niedergehalten. Der Affenkönig und seine Monstergefährten machen sich daraufhin unsichtbar und pissen – ja, wörtlich tun sie das – heimlich in die – ansonsten mit köstlichem Wein gefüllten – „wundertätigen“ Gefäße der falschen Meister. Die wundern sich beim nächsten aufgeführten Tempeldienst, dass das „heilige Wasser“ plötzlich doch eher streng schmeckt. Aber sie können nicht anders, als zähneknirschend gute Mine zu bösem Spiel machen und die stinkige Pisse mit feierlicher Geste schlucken. Ihre Macht stände sonst auf dem Spiel.
Die Fünf Elemente in uns auf dem Weg zur Freiheit (Foto: Trinosophie-Blog)
Vordergründig sind solche Episoden „lediglich“ bitter-böse Satire, die einen herzlich lachen lassen. In einer zweiten Ebene symbolisieren handelnde Personen und Dramaturgie eine zumeist klar erkennbare Lektion – in dem Fall, dass kultische Handlungen Anhaftungen sind, nichts mit der Befreiung vom Rad der Wiedergeburt zu tun haben, stattdessen Tür und Tor für jede Form von Missbrauch öffnen. In einer dritten Ebene wird das Geschehen im Kontext der Lehren des Zen-Buddhismus und des Taoismus der Nördlichen Schule reflektiert, meist in Form von Versen.
Um die tiefgründige Symbolik einigermaßen verstehen zu können, sollte man ein wenig mit der Philosophie der alten Chinesen vertraut sein, also wissen, was das Tao, Yin und Yang, die Fünf Elemente repräsentieren, und zwar im spirituellen UND materiellen Sinne.
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Die Reise in den Westen – im Web
Zuletzt aktualisiert: 22.09.2007 von Heinz Knotek