Fast mag man die Leute beneiden, die sich dem Glauben an eine externe Erlösung ihres Daseins ergeben. Wenn es ihnen schon schlecht geht, bleibt wenigstens der Trost, mehr oder weniger schuldlos OPFER zu sein. Etwa des Teufels. Und wenn es ihnen gut geht, wird das Glück noch durch die Freude gesteigert, ein oder der GOTT würde sich die Ehre der persönlichen Gnade und Gunst erweisen.
ALLES ist selbst gemacht: Nicht immer so leicht auszumachen, wie bei Schleierwolken an einem ursprünglich glasklaren Sonnentag. Bild: Ko-Sen
Solch trügerischen Freuden kann der denkende Sucher nichts abgewinnen. Denn mit Selbst-Suggestionen gibt es kein Fortkommen auf dem Pfad. Es sei denn, man erkennt, dass ALLES Suggestion ist. Oder in den Worten Buddhas: Dein Mind erzeugt die Welt. Das Magazin THE THEOSOPHICAL MOVEMENT hat dazu in seiner Februar-Ausgabe einen Artikel mit praktischen Hinweisen veröffentlicht. Nachfolgend die deutsche Übertragung.
Unsere Freunde und Feinde – alles selbst gemacht (*)
(OUR FRIENDS AND ENEMIES)
Kaum bedenken wir, dass wir unseren Feind einst selbst an uns „gekettet“ haben. Er konnte gar nicht anders, als zur selben Zeit mit uns zu inkarnieren und mit uns in Berührung zu kommen. Wenn nicht in diesem Leben – dann in einem nachfolgenden…
Wie können wir unsere Gegner für uns einnehmen und aus ihnen Freunde machen? Zu allererst, indem uns klar wird, dass es Feinde eigentlich gar nicht gibt. Niemand kann uns wirklich Gegner sein. Selbst im alltäglichen Kampf zwischen Gut und Böse lassen sich Tugenden entwickeln und Mut erlangen. Eigenschaften, wie Demut, Mitgefühl, Selbstlosigkeit entstehen aus leidvollen Situationen heraus und führen uns zu innerem Wachstum. Damit ist offensichtlich: Gegner, Prüfungen und Abweisungen sind eigentlich unsere Lehrer. Eine liebvolle – vielleicht gar ZU liebvolle – Mutter, die ihr Kind mit Liebenswürdigkeit verhätschelt, ist dem Kind mehr ein Gegner, als jemand, der es in rechter Lebensweise, rechten Angewohnheiten, rechter Disziplin trainiert. Selbst dann, wenn das Kind ein solches Training als ärgerlich empfinden mag. Unsere vermeintlichen Freunde sind so oft in Wirklichkeit eher unsere Feinde – und umgekehrt.
Wir haben zu lernen: Wenn uns jemand Probleme verursacht, sollte der erste ins Mind springende Gedanke von Dankbarkeit erfüllt, der zweite Gedanke bedauernder Art sein. Bedauern darüber, dass der andere erst durch uns zu einem „Werkzeug des Bösen“ werden konnte. Als Nächstes müssen wir uns fragen, wie wir unsere Schulden ihm gegenüber begleichen können. Schließlich haben wir ihn durch unser früheres Handeln an uns „gekettet.“ Folglich ist es jetzt an der Zeit, sein „Angekettetsein“ zu verwandeln, in dem wir uns das EINE SELBST in uns mehr bewusst machen. Denn das EINE SELBT ist in ihm wie in uns. Wir müssen das EINE SELBST in ihm suchen. Müssen herausfinden, was in ihm Gutes sein könnte. Und versuchen, es zu stärken. Wenn sich das als unmöglich erweist, sollten wir mit Nachdruck das Hochkommen von Emotionen dieser Person gegenüber vermeiden, uns stattdessen überlegen, was wir daraus, was sie uns angetan hat, lernen können. Geht auch das im Moment nicht, bleibt nur noch, diese Person VOLLKOMMEN AUS UNSEREM MIND ZU VERBANNEN. Konkret bedeutet das, keinen einzigen Gedanken, kein einziges Image im Zusammenhang mit der Person in unserem Mind aufkommen zu lassen…
Zwar sollen wir grundsätzlich niemanden aus unserem Herzen verbannen. Doch in bestimmten Situationen ist es heilsamer, seine GEDANKEN nicht auf eine solche Person zu richten. Später, wenn die emotionale Erregung nachgelassen hat, kann man sich wieder mit der Situation gedanklich auseinandersetzen.
Wir alle sind mehr oder weniger ein Mix aus gut und böse. Im Laufe der Zeit wird das Böse nachlassen und das Gute überwiegen. Daher ist selbst in einem Bösewicht das Gute zu suchen und so weit wie möglich zu bestärken.
Doch unabhängig davon, was jemand Böses angerichtet hat – WIR sind es, die den Kanal zu ihm hergestellt haben. WIR gaben ihm die Gelegenheit, zu fehlen.
Umgekehrt sind es andere, die uns veranlassen zu fehlen. Sie sind Versucher, die durch eine gewisse Wesensgleichheit mit uns verbunden sind. Ohne Wesensgleichheit kann es zwischen zwei Personen keinen Konflikt geben.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als das Leben als eine Folge selbst gemachter Ereignisse zu betrachten. Diejenigen, durch die Gutes und Böses auf uns zukommt, sind lediglich Vermittler.
Eigene Fehler werden zu Lehrern. Zugleich müssen wir aufpassen, dass eigene Tugenden nicht zu Feinden werden. Hochmut und Bescheidenheit sind unvereinbare Gegensätze. Wer bin ich, dass ich meinen Ärger über jemand anderes freien Lauf lasse oder ihm Vorwürfe mache!
(*) Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers.
Quelle: THE THEOSOPHICAL MOVEMENT, Ausgabe Februar 2008, Herausgeber: THESOSOPHY COMP. (INDIA) PRIV. LTD., Mumbai, Indien
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Zuletzt aktualisiert: 02.05.2008 von Heinz Knotek